Blumen des Bösen ©2013-2015

In konzentrischen Kreisen stehen Soldaten um ein mit Nichts ausgefülltes Zentrum. In ihren hübschen Uniformen sorgfältig aufgestellt sieht man ihnen die Mühsal, die der Vernichtung der Jugend, der Zerstörung einer Person voller Kraft und Beschwingtheit vorausgeht, nicht an.

Nur ein Windhauch, nur ein Wisch mit dem Finger, und alles ist hin. Ist nichts Besonderes, nur ein Kreislauf der ins Nichts führt. Schade um Sie. Warum eigentlich? denn von weitem kommt es einem gar nicht vor, als wäre überhaupt Krieg.

Aus der Anzahl der Individuen in ihrer Anordnung entsteht ein neues Individuum, eine Armee. So wie einzelne Blütenblätter in ihrer massenhaften Uniformität eine Blume ergeben. In Reihen, die den unterschiedlichen Regimentern zugeordnet sind, stehen sie, das Antlitz dem Feind zugewandt und wollen sich nützlich machen am Krieg. Es kommt darauf an, dass man an dieser machtvollen Schönheit teilhat und dazu gehört. Bis zu diesem Punkt getrieben, durchläuft das Individuum in seiner neuen Verkleidung eine völlige Transformation der Persönlichkeit. Einer inneren Überzeugung folgend, bildet sich eine geschlossene Form aus Kreisen, eine Einheit, mit der Notwendigkeit zum Kampf, zum Krieg. Den Frontkämpfern und jeder dahinter liegenden Reihe, bis zum Zentrum sieht man es an: Hier kommt keiner durch.

„Die noch kaum sichtbaren Blütenblätter, im Begriff, die bereits welkenden zu ersetzen, sich innerhalb einer Masse verlieren, die ganz gleichartig scheint, außer in den Augen derjenigen, die die Neuhinzugekommenden nicht von vornherein gesehen haben und in ihrer Erinnerung das deutliche Bild derjenigen aufbewahren, die schon nicht mehr sind.“

(Marcel Proust, Die wiedergefundene Zeit, um 1916)