Leftover ©2002


Leftovers sind eigentlich Überbleibsel, Schnipsel, die beim Zurechtschneiden von Filmen anfallen aber im Allgemeinen weggeworfen werden. Beim Betrachten dieser Schnipsel komme ich oft in Versuchung mir den Moment der Aufnahme vorzustellen. Dabei spielen auch die mir unbekannten Umstände, die dazu führten, dass das Überbleibsel verworfen wurde, eine große Rolle. Ob es nun wirklich ein überflüssiges Teil war, oder ob in dieser Szene das Mikrophon im Bild war ist für mich Einerlei. Es wird ein Moment im leben der abgebildeten Personen gezeigt, der nun übrig bleibt, also ein Leftover. Die hier gezeigten Leftovers lassen keinen direkten Bezug auf ihre ehemaligen Nutzer zu. Das Finden der Feuerzeuge war aber immer mit der Vorstellung der Umstände und wie sie dort hingelangten verbunden. Manche der Exponate lagen wohl schon einige Jahre an Ort und Stelle, so dass sie schon anfingen ihre Materialität zu verlieren. So verstehe ich meine Arbeit mehr als die eines Sachverständigen der nach einem Flugzugabsturz die Fragmente in einem riesigen Hangar am Boden sortiert um damit die Umstände des Absturzes zu rekonstruieren. Den Hangar habe ich durch eine Glasvitrine ersetzt indem die Exponate fein säuberlich aufgereiht sind. Makroskopische Aufnahmen erlauben einen sachlichen Blick auf alles was dem Feuerzeug widerfahren ist. Es wurden Bruchstellen und Kratzer, Dreck, der ins Innere des Gastanks eingedrungen war sichtbar gemacht. Vom zustand des Materials lies sich auf das ungefähre alter schließen. Die Art der Fragmentierung erlaubt eine Vorstellung von den Kräften die darauf einwirkten. Ob es ein druck oder ein schlag war der dazu führte das das Material entzwei ging auch das warum interessierte mich. Warum lag das Feuerzeug hier? warum hatte man es weggeworfen? Ging es denn nicht mehr? War es leer? Oder hatte man es verloren? Vor Wut aus dem fahrenden Auto geschleudert? Fakt ist das sie mal irgendjemandem gehörten, jedenfalls hat sie mal jemand gekauft. Denn ein Einwegfeuerzeug hat oft viele Besitzer. Es ist in Rotation. Jeder kennt die Situation: ich werde nach Feuer gefragt, gebe es und vergesse es. Später bitte ich um Feuer bekomme es, und behalte es ohne es zu merken. Am nächsten Tag stelle ich dann fest das ich plötzlich ein völlig anderes Feuerzeug in meiner Hosentasche finde. Oder ich habe keins mehr, oder ich habe zwei oder drei. Das ist Sozialismus der sich hier an einem Gegenstand zeigt, ohne das es jemanden nützt oder schadet. Das soll kein politisches Statement sein. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen das das Einwegfeuerzeug seinen Besitzer wechselt ohne das jemand dafür bezahlt, es entsteht der Eindruck als wäre es Allgemeingut. Wenn man bedenkt das die Fähigkeit Feuer zu entfachen eine entschiedene wende in der menschlichen Evolution darstellt, und das auch heute noch unter gewissen Umständen das Vorhandensein eines Feuerzeuges lebensrettend sein kann, ist es doch interessant diese Herrenlosigkeit festzustellen. Genauso schwierig ist es jemanden zu finden der kein Feuerzeug besitzt, auch nicht zu hause. Diese Abermillionen von Einwegfeuerzeugen die oft mit Werbeträgern versehen an Multiplikatoren verschenkt werden finden sich überall. An diesem Produkt lassen sich gut unsere technischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten darstellen. Ein komplexer Aufbau bestehend aus vielen teilen und diversen Materialien, welche verschiedenen Funktionen dienen in kleinster weise sicher verpackt. Für Nichts.

Feuerzeuge als Foto auf Alu-Dibond oder Kapamount.